Auch eine (imaginäre) Rückkehr in eine einst vertraute Gegend kann zu befremdlichen Situationen führen, wie in Rosa coeli, einem Film, an dessen Beginn eine Reise steht: Ein Mann fährt mit dem Zug. Aus dem Off erzählt jemand von dem Ort, in dem er seine Kindheit verbracht hat und den er nun, nach langen Jahren der Abwesenheit, wieder aufsucht. Von seinem Widerwillen, in das kleine mährische Dorf zurückzukommen und dessen Bewohner wieder zu treffen, ist die Rede und von seiner Angst davor, dass sich dort in all der Zeit nichts verändert haben könnte. Als der Mann schließlich den Zug verlässt, hat die Ortschaft kaum Ähnlichkeit mit dem, was man aufgrund der Beschreibung des Erzählers hätte erwarten können. Die nüchternen Schwarzweißaufnahmen von mehrstöckigen Wohnhäusern aus Beton und leeren schmucklosen Straßen bilden vielmehr einen Kontrast zu dem stark stilisierten Text von Bruno Pellandini, der auf der Tonspur weiterläuft. Die getragene Stimme des Erzählers, dessen Kindheitserinnerungen sich allmählich mit den historischen Ereignissen seiner Heimat vermischen, wird durch lange, statische Einstellungen von sozialistisch-modernistischen Hotelinterieurs konterkariert. Regisseur Josef Dabernig konfrontiert also in Rosa coeli leere Räume und unbewegte Aufnahmen einer nicht näher benannten osteuropäischen Kleinstadt mit einer überbordenden Erzählung aus dem Off. Bisweilen hat es den Anschein, als bestünden doch Beziehungen zwischen dem Gesagten und dem Gezeigten, als wären diese Orte Schauplätze oder zumindest Zeugen dessen gewesen, was erzählt wird. "Beinahe alles hätte so oder auch anders verlaufen können in meinem Leben; es gibt so viel Beliebigkeit, dass ich beim besten Willen kein Schicksal darin ausmachen kann", sagt schließlich der Erzähler und entlarvt die scheinbaren Übereinstimmungen als den Wunsch der Menschen, in jeder Zufälligkeit eine Ordnung zu sehen und in der losen Aneinanderreihung von Begebenheiten Zusammenhänge zu erkennen.