Der große Ziehbrunnen ist einer barocken Andachtskapelle nachempfunden, ein anderer Brunnen möbliert gleichsam als Sarkophag die seltsam anmutende Leere einer Gassenkreuzung und ein weiterer, kleiner Trog schmiegt sich an die Pflanzenpracht einer Gartenanlage. Wasser und Blumen dominieren ein Dorf ohne Kaufhaus und ohne Gasthaus. Das Kommunale scheint hier das Private zu sein. Zentrum des Ortes ist ein Schwimmbad, direkt am Hauptplatz; mit Liegewiese, Dusche und einer Bushaltestelle unmittelbar am Beckenrand.
Eine Frau nimmt ein Bad, im Rund der schmucklosen Hausfassaden macht sich ihre Präsenz surreal aus. Wie ein Meditieren zieht sie ihre Kreise im Wasser. In das Kontinuum dieser Übung werden - Tagtraumsequenzen gleich - Dorf-Wasser-Bilder eingeschnitten: Zwei Hl. Florians, Hausfassaden an der Straße, das seltsame Mobiliar der neuen Klärschächte oder eine Email-Badewanne mit Plastiksessel und Windräder am Horizont. Die Frau schwimmt sich durch einen Kosmos von Wasserbildern, schwimmt weniger durch eine Idylle als durch die unverblümte Modernisierung am Land.
Vor einem Thermalbrunnen kreuzt ein betagtes Zwillings-Double mit knallig gelben Plastiksäcken die Kamera, bei der Einhausung der Pumpe könnte es sich durchaus um das Fragment eines verwunschenen Schlosses handeln und die oberirdisch im Wirrwarr geführten und nur notdürftig isolierten Wasserrohre lassen Erinnerungen an Industriearchäologie aufkommen. Der Thermalpark eines Kurorts zeigt sich just im Moment seiner Transformation. Die Wege sind frisch renoviert, aber das Dazwischen ist von Geschichte und Desinteresse patiniert.
Ein Mann geht ins hoteleigene Bad, im Schatten der Hochhausfassaden nimmt sich seine Präsenz surreal aus. Langsam und selbstverloren misst er geometrische Muster in das dampfende Becken. Auch hier sind spezifische Wasser- und Ortsbilder, etwa Thermalarchitekturen, eingeschnitten. Den primär kreisförmigen Bewegungen der Schwimmenden entspricht nun zunehmend ein Spiel der Achsen, Fluchten und Geraden.