Transparente Hermetik als Modell künstlerischer Praxis
… Auf die Alu-Montagesysteme (…) trifft uneingeschränkt Duchamps Forderung nach einem Gegenstand zu‚ ´der einen völlig kalt lässt und der keinerlei ästhetische Emotionen hervorruft`. Das Erreichen eines solchen Zustands visueller Indifferenz ist allerdings nicht als Zweck sondern als Vorraussetzung zu begreifen. Dabernigs Ausschluss alles optisch Reizvollen, d.h. anziehender ebenso wie abstoßender Qualitäten, diese ästhetische tabula rasa ist die Rahmenbedingung eines Arbeitsprozesses, bei dem weniger das Ergebnis als die Erfindung von Regeln und deren konsequente Befolgung im Mittelpunkt steht. Auf mathematischer Grundlage entwickelt Josef Dabernig einen Begriff künstlerischer Arbeit, dessen Charakteristik die grundsätzliche Nachvollziehbarkeit jedes einzelnen Schrittes innerhalb des Konzeptions- und Produktionsverlaufes ist. Ein Höchstmaß an Rationalität und prinzipieller Transparenz beherrscht ein System, dem das einzelne Werk von der ursprünglichen Idee bis zu seiner materiellen Realisierung unterliegt. … (Textauszug)
Josef Dabernig. Wiener Secession, Wien, 1992. Mit Textbeiträgen von Adolf Krischanitz und Christian Kravagna